Kahlschlag – und nun?

google maps 2022, Aufnahme wohl Sommer 21

Wir wurden von der Abholzung eines kompletten Wäldchens in Frankenbach (In der Nähe der alten Ziegelei) informiert und wollten uns selber einen Eindruck davon verschaffen. Das ehemalige Wäldchen liegt am Gladenbacher Weg. Die Fläche ist 25-30m breit und etwa 180m lang. An der Nordseite liegen Stapel mit altem und frisch geschlagenen Fichtenstämmen. Auf der Luftaufnahme von google maps (vermutlich Sommer 2021) stehen die Bäume noch. Es handelte sich vor allem um Rotfichten. Das Holz ist bereits von Borkenkäfern befallen, aber unseres Erachtens noch vermarktbar, durch die vielen Einschläge zur Zeit jedoch schlecht abzusetzen.

Wald und Forst, ein zweischneidiges Schwert. Die Aufforstung mit Fichten vor 200 Jahren hat vermutlich viele Waldflächen gerettet. Aber damals war es kälter und regnerischer als heute. Ich schreibe ja nichts Neues, dass die Fichtenmonokulturen heute fehl am Platze sind. In den Forstämtern wird das Schadholz, insbesondere das mit Borkenkäferbefall, möglichst schnell aus dem Wald geräumt.

Typische Fraßspuren im Holz, erste Sämlinge dazwischen
Moosbewuchs kühlt und speichert Wasser
Foto vom 10. März 22. Die Sämlinge entpuppen sich als Klettenlabkraut (Galium aparine), einer vielseitigen Heilpflanze
.kostbarenatur.net/Anwendung und Inhaltsstoffe von Klettenlabkraut

Es besteht auch die Absicht, die Flächen schnell wieder aufzuforsten, das ist jedoch sehr teuer. (ich finde Zahlen zwischen 5000 bis 9000€ pro ha, hinzu kommen noch Pflegekosten in den Folgejahren). Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde/Brandenburg sagt: Durch großflächiges Ausräumen verschlimmert sich die prekäre Lage des Waldes nur noch mehr, Geräumte Flächen erwärmen sich viel schneller und trocknen stärker aus“, argumentiert der Waldökologe. In Zeiten des Klimawandels müsse das oberste Gebot jedoch lauten, die Wälder möglichst kühl zu halten. Das gelinge beispielsweise, indem Totholz liegen bleibe, erläutert Ibisch. Verrottendes Holz baue Humus auf, wodurch sich die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens und damit auch das Selbstkühlungsvermögen des Waldes erhöhe: „Jedes Grad, um das die Temperatur sinkt, bremst die Verdunstung.“


Viel mehr Informationen zum Wald gibt es unter: .nabu.de/waldbewirtschaftung

Links Rotbuche, dahinter und rechts Holunder
Holz- und Nadelmull

Wir haben die kleine Fläche genauer unter die Lupe genommen. Im Foto sind eine junge Buche und Holundersträucher zu sehen. Daneben fand ich eine Hundsrose, außerdem Keimlinge irgendwelcher Kräuter, die ich noch nicht bestimmen kann. Die Holunder wachsen schnell, die ersten könnten bereits in diesem Frühsommer blühen. Die Buche wird sich schwer tun, Buchen mögen in ihrer Jugend nämlich den Schatten älterer Bäume. Gut ist es, den Mull und das Kleinholz liegen zu lassen, da es den Boden beschattet und verbessert. Mull ist die – aus Sicht der Pflanzenernährung – günstigste Humusform. Als leicht abbaubarer Vegetationsrückstand bietet er günstige Lebensbedingungen für Bodentiere, Pflanzen und Pilze (das Edaphon). Man bezeichnet ihn als biotisch aktiv, weil er einer vielfältigen Bodenfauna und Bodenflora Nahrung und Lebensraum bietet.

Bodenschutz
Frische Fichtenstämme

Jede Veränderung bietet auch neue Chancen. ich bin gespannt, was sich im Laufe des Sommers an blühenden Kräutern und ersten Strauch- und Baumsämlingen auf der Fläche einstellen wird. Auch wenn die Fichtenstämme nicht verkauft werden können*1), so werden sich darin etliche Tiere ansiedeln. Ein Insekt, das Totholz nur im ersten Jahr besiedelt, ist die schöne blauschwarze Holzbiene. Vielleicht findet sie mal jemand im Sommer.

*1) Warum eigentlich dann nicht als Brennholz im Dorf verkaufen?
Ahorn, Birke, Platane und Ulme haben einen Brennwert von 1.900. Unter den Nadelhölzern liefern Lärche, Kiefer und Douglasie mit 1.700 Kilowattstunden am meisten Wärmeenergie. Erle, Linde und Fichte verbrennen mit 1.500 Kilowatt pro Raummeter. Tanne, Weide und Pappel belegen mit 1.400 Kilowatt die unteren Plätze.
Mein schöner Garten.de/Brennholz-Brennwerte

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