Zwei Störche vor der Toteneiche in Fellingshausen am 26. August 2024
Normalerweise begeben sich die Störche Anfang September auf den Flug nach Süden. Da wir in diesem Jahr in Biebertal etliche Störche sehen konnten, können wir gespannt sein, ob sie alle die Gegend verlassen werden.
Allerdings ist es oft nur eine scheinbare Zunahme der Tiere. Man weiß, dass viele, die sonst in Spanien überwintern, nicht mehr dort hinfliegen bzw. statt dort zu brüten nach Deutschland ausweichen.
Erfolgreich war bisher der Bau des Storchennestes durch Markus Schmidt vom NaBu Rodheim-Bieber 2021. Bereits 2022 gab es die erste Brut. Im Jahr 2024 wurden drei Junge geboren und zwei davon erfolgreich groß gezogen (lt. Auskunft von Petra Mayser). Die anderen, die wir sahen, kommen vermutlich aus der Lahnaue.
Aber warum setzen sich Störche dem kalten Winter in Mitteleuropa aus? Bernd Petri von der Nabu-Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz zufolge wird dieses veränderte Zugverhalten seit Jahren beobachtet. Viele der sogenannten “Westzieher”, also der Störche, die über Spanien nach Afrika fliegen, beenden demnach ihre Reise auf der Iberischen Halbinsel. Und etliche hundert bleiben laut Nabu gleich ganz in Deutschland. Ein cleverer Schachzug, denn dann kann man die besten Nistplätze frühzeitig besetzen, bevor die anderen Störche aus Afrika zurückkommen.—Störche fliehen gar nicht vor der Kälte, sondern vor der Nahrungsknappheit bei gefrorenen und schneebedeckten Böden im Winter.*1) Und je seltener der Boden zufriert, desto mehr Chancen auf Futter haben diese schönen großen Vögel.
Aber nicht alle Störche fliegen nach Mitteleuropa. 2015 sahen wir im Großraum Marrakesch in Marokko eine große Schar Störche (fürs Foto zu weit entfernt) und vereinzelte Brutpaare.
Die grüne Pflanze mit den trockenen Blütenständen im Vordergrund ist Ferula communis, der Riesenfenchel. Der Sage nach soll Prometheus den Stängel am Sonnenwagen = Helios = entzündet haben, um den Menschen das Feuer zu bringen. *3)
Auf der Roten Liste der Brutvögel in Deutschland steht der Weißstorch auf der Vorwarnliste. Auch wenn die Bestände zunehmen, bedrohen Zersiedlung, der Verlust von Habitaten weiterhin ihre Bestände. Wenn sie auf Häusern, an Bahnstrecken oder auf Kränen brüten, führt das auch zu Konflikten mit Menschen. *2)
Seit einigen Jahren sieht man öfter mal einen Storch auf einer Straßenlaterne nahe der Konrad – Adenauer-Brücke in Gießen. Als Beifahrerin halte ich schon immer mein Handy fotografierbereit, doch in diesem Jahr habe ich noch keinen gesehen. Umso erfreulicher, dass mein Enkel diesen Storch aufnehmen konnte, als ich selber gefahren bin. Aber die Tauben auf den anderen Laternen haben den beiden Jungen mindestens genauso gut gefallen.
Foto Mika Scherdin
*2) Zeit.de/wissen/umwelt/2023/Zugvögel Störche
*3) Wikipedia.org Riesenfenchel
oberstes Foto Eveline Renell, übrige Winfried Senger